Galgenhumor hilft beim Kampf gegen den Krebs
Jess Doenges liest aus ihrem „Mutmacherbuch“
Das Gesicht zumindest ist den meisten Konzert- und Theaterbesuchern in der Stadt bekannt. Deshalb war bei der Begrüßung der Autorin im Spiegelfoyer des ...Theaters der Hinweis von Theaterintendantin Nicola May sehr wohl angemessen, dass Jessica Doenges keine Mitarbeiterin des Theaters sei. Man kennt Jess Doenges, wie sie sich selbst auch im Buchtitel nennt, als eine jener freundlichen Damen, die die Theater- und Konzertkarten verkaufen.
Dass dem so ist, hat durchaus auch etwas zu tun mit der Entstehungsgeschichte des Buches, aus dem sie nun zugunsten der Deutschen Krebshilfe las. Ihr Buch heißt nämlich „Mein Krebs heißt Leben“. Der ungewöhnliche Titel klärt sich während der Lesung recht schnell, denn das Buch ist eine Mischung aus Mutmacher, Tagebuch und Reflexion nicht nur über eine Krankheit, sondern auch über einen wichtigen Lebensabschnitt, der für sie vieles verändert hat. Das Buch ist auch ein Dokument darüber, wie der Krebs ihr geholfen hat, im Leben richtig Fuß zu fassen.
Ein wichtiger Antrieb für sie, das Buch zu schreiben, war, nachdem sie den Krebs besiegt hatte, dass sie kein „Mutmacherbuch“ gefunden hatte, als sie krank wurde. Deshalb hat sie jetzt selbst eines geschrieben – und was für eins: Nachdem sie den ersten Schock nach der Krebsdiagnose, den wohl jeden Betroffenen befällt, überwunden hatte, raffte sich die Hartz-IV-Empfängerin, die sie damals war, sehr schnell auf, entwickelte einen großen Willen zum Überleben und begegnete ihrer Krankheit nicht nur mit großer Zuversicht, sondern auch mit einem verblüffenden Witz und mit Galgenhumor.
„Bei meiner Körpermasse kriegen mich die paar Zellen doch nicht klein“, ist einer jener Sprüche, die sie damals gegenüber einer Freundin losließ, und von Freunden wurde sie dann auch sehr bald aufgefordert, diese Sprüche und auch ihre sonstigen Gedanken zum Verlauf ihrer Krankheit aufzuschreiben. Das tat sie denn auch, und diese tagebuchartigen Aufzeichnungen sind schließlich die Grundlage des Buches geworden. Natürlich hat sie auch einige ihrer Notizen für das Buch weggelassen, vieles aber, wie sie sagt, eins zu eins übernommen.
Natürlich sind Optimismus und Lebensmut wichtige Voraussetzungen, eine solche Krankheit zu überstehen, und sie helfen auch, die physischen und psychischen Leiden und Entsagungen während der Behandlung zu überstehen, gleichwohl gehen vor allem Therapien wie die Chemo bei jedem Patienten bis an die Grenzen der Belastbarkeit. Auch das spiegelt sich in dem Buch von Jess Doenges ungeschminkt wider, das bezeugen auch Formulierungen wie „monatelang stand ich unter Strom, jetzt bin ich nur noch erschöpft“.
Sie registriert verwundert, wie plötzlich Freunde zu Fremden und Fremde zu Freunden wurden und freut sich darüber, wenn es einigen der übrig gebliebenen oder neu gewonnenen Freunde gelingt, ihr möglichst viel Normalität im Alltag zu erhalten. Sich selbst muntert sie immer wieder auch mit allerlei Absurditäten in ihrem Krankheitsalltag auf, die sie mit Humor nimmt. So las sie zufällig gerade an jenem Tag, an dem sie sich ihre ohnehin ausfallenden Haare abschneiden wollte, in einem Horoskop den Rat, doch einmal eine neue, extravagante Frisur zu wagen.
Das Buch ist im Verlag Droemer Knaur als eBook erschienen und kann über das Internet als Datensatz erworben werden. Die Entscheidung darüber, ob es auch als Taschenbuch in gedruckter Form vertrieben wird, steht nach Auskunft der Autorin noch aus. Karl-Heinz Fischer, Badische Neueste Nachrichten
Montag, 13. Juni 2011
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