Und: Man hat alle paar Monate diese dusseligen Nachsorgetermine in der Klinik, bei denen einen das Erlebte einholt und man einfach nur noch raus will.
ABER: Wenn man dann raus ist und der Doc gesagt hat, dass alles in Ordnung ist - das ist das allerbeste Gefühl. Leben! Atmen! Raus! Ich gehe danach meistens neue Klamotten kaufen, weil ich dann so fröhlich bin. Oder in das Cafe, in dem ich für mich meine erfolgreiche Behandlung gefeiert habe und in dem mich die ältere Dame damals fragte, ob ich mich wirklich so unter Leute traue, wegen der Ansteckungsgefahr.
Außerdem hat das Leben nach Krebs den Vorteil, dass man wirklich die kleinen Dinge nicht mehr zu achten vergisst. Die Haare beginnen zu wachsen. Es ist spannend, zu sehen, was sich aus diesem kleinen grauen Flaum entwickelt. Ich habe erst Locken bekommen - und leider nicht behalten. Aber egal, es sind bloß Haare!
Man darf jederzeit hinausgehen und sich mit Menschen treffen - ohne Mundschutz. Man kann relativ schnell wieder Radfahren und weitere Strecken spazierengehen - während der Behandlung ist das für mich unmöglich gewesen. Ich brauchte für eine fünfminütige Strecke eine Dreiviertelstunde, daran denke ich immer noch, wenn ich dankbar die Straße entlangschlendere.
Mit dem Schwimmen musste ich eine Weile warten, bis meine Ärztin sagte, das Immunsystem habe sich erholt. Auch die Müdigkeit ist nach einiger Zeit schon weniger schlimm. Man gewöhnt sich daran - und ein Lesetag ist auch etwas Schönes. Klar kann man auch wieder Partymachen, aber das Insichhineinhorchen sollte man einfach nie wieder vergessen.
Das Leben ist ein Geschenk. Wenn es einem beinahe genommen worden wäre und zurückgegeben wurde, behält man es gerne noch eine Weile.
An dieser Stelle bleibt mir nur noch, Samuel Beckett mit dem Spruch auf einer Postkarte zu zitieren: "Das Ziel des Lebens ist das Leben selbst" und zu sagen: Lebt!!
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