Freitag, 26. November 2010

Hilfe - Angehörige

Teil Drei meiner kleinen Reihe außerhalb des Buches: Mich schreiben immer wieder Menschen an, die mich Dinge fragen - und an dieser Stelle greife ich nach Absprache Fragen raus, um sie öffentlich zu beantworten. Heute mal mein Bauchgefühl zum Thema soziales Umfeld.
Viele überlegen, wem sie sagen sollen, dass sie nun an Krebs erkrankt sind.
Ich bin der Meinung, dass man gründlich aussieben sollte: Wer tut mir gut, wer versteht mich, wem kann ich was plausibel erklären und wer ist ein Energiezieher? Dann weiss man eigentlich schon, wem man es sagen kann - und sollte.
Klar, vor der Chemo hat man viel zu regeln und ganz andere Gedanken, aber da mal kurz genau hinzusehen, wen man in den kommenden Monaten um sich "ertragen" kann, ist gute Vorarbeit. Man fühlt sich nicht monatelang schlecht, man kann Dinge unternehmen und Freunde treffen - wichtig für mich war aber immer ein Rudel von Menschen, denen ich mich schwach zeigen und anvertrauen konnte. Also habe ich es gleich denen gesagt, die mir nah sind. Menschen, die ich beunruhigt hätte oder vor allem: die mich beunruhigt hätten, haben es erst sehr spät erfahren. Aber auch die, die sich Sorgen gemacht hätten, habe ich erstmal außen vor gelassen. Wem man nicht täglich begegnet, muss man es nicht leich sagen. Natürlich verändern Chemo- und Strahlentherapie auch das Aussehen und man wird manchmal nur komisch beäugt, ab und zu direkt darauf angesprochen, aber das hat alles noch Zeit. Wenn Ihr in der Situation"Diagnose+Voruntersuchungen" seid, kann ich nur empfehlen, auf der Seite der Deutschen Krebshilfe einige kostenlose Broschüren auszuwählen - auch die für die Angehörigen - und ansonsten Zeit ins Land gehen zu lassen. Nur Ihr wisst, mit wem Ihr weinen könnt, von wem Ihr Hilfe annehmen könnt (und müsst) und wer auch versteht, dass Ihr mal was vom Leben der anderen hören wollt. Denn nicht nur Euer Leben geht weiter - sondern auch das Eurer Freunde und Lieben. Ich habe meinem "Rudel" gesagt, dass ich weiter teilhaben will an dem, was sie beschäftigt. Klar haben wir oft hier gesessen und der Krebs und die Endlichkeit des Lebens war Thema, aber es gibt auch den ersten Schultag des Patenkindes, Weihnachten, Geburtstage und Zoff - das lenkt Euch auch vom Krebs ab - denn der nimmt einfach zuviel Raum ein auf Dauer. Alles in allem: Die, mit denen Ihr im normalen Leben reden oder schweigen könnt, sind die Richtigen. Alle anderen haben dann erstmal Sendepause - denn jetzt geht es um Euch. Verbringt Zeit mit den Menschen, die Euch guttun. Und mit Euch selbst. Malen kann helfen und alles aufzuschreiben auch. Manche lenken sich mit Lesen ab. Horcht auf Euer Inneres. Das kann nie falsch sein.

Alles Liebe,
Eure Jess

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