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Sonntag, 17. Juni 2018

Das Leben mit Leben füllen: Ein Tag in Hamburg mit Jessie J und ELI Konzert

Für ein Konzert nach Hamburg fahren und nachts wieder nach Hause, weil ich am nächsten Tag arbeiten muss? Kann ich :D 24 Stunden unterwegs, die sich absolut gelohnt haben.
Auch die Bahn hat mitgemacht und so gut wie alle Verspätungen wieder eingefahren. Dankeschön :D Zunächst ging es für mich an meinen geliebten Elbstrand. Ich war zuletzt vor drei Jahren hier - viel zu lange her ist das! Sonne und ein kleines Gefühl von Meer - wie ich das liebe.


Dann wollte ich gerne einmal auf der Großen Freiheit/Reeperbahn Olivias Clubs sehen - von außen, denn abends sollte ja das Konzert sein. Mit dem Schiff, Linie 62 geht´s übers Wasser ganz schnell, den Feierabendverkehr meidend, und dann zur Reeperbahn zu Fuß weiter.

Ganz in der Nähe kann ich ein Restaurant empfehlen: Do Mundo, Silbersackstraße - im Internet steht, es sei ein portugiesisches Restaurant, aber ich würde es türkisch nennen 💗😀 Die Portionen sehr riesig und als Überraschung auch noch eine Vorspeise mit Salat - mega!

Direkt vor dem Lokal geht´s zur U-Bahn und die S1 fährt in Richtung Poppenbüttel dann auch zum Stadtpark. Dort gibt´s eine süße Freilichtbühne, ein überschaubares Gelände bis maximal 4000 Besucher, mitten im Grün, von hohen Hecken umsäumt.

Die Karsten Jahnke Konzertagentur hat vorbereitend eine sehr gute Website mit FAQs, sodass ich wusste, ich darf nur mit ganz kleinem Gepäck reisen und auch nicht shoppen gehen.
Am Einlass wird man abgescannt, Frauen und Männer getrennt, und es wird in die Taschen geschaut - größte Sicherheit bei sehr lieben freundlichen Einlassmenschen. "Wollen Sie verreisen?" fragt mich die junge Dame und ich: "Ja, ich fahre heute Nacht noch nach Baden-Baden zurück und ich habe vorher beim Ticketservice nachgefragt ob ich ein Buch mitnehmen darf" Wow, sie lacht und ich darf rein. Auf der Website steht, dass nur Gymbags oder Taschen bis Größe DIN A 4 erlaubt sind, daran habe ich mich gehalten, aber ob nun ein Buch "nur das Nötigste" ist, was man mitbringen darf, da musste ich halt lieber nachfragen.

Ganz gesittet warten übrigens die Menschen in der Schlange an der hohen Parkhecke entlang, obwohl man schon bald ELI singen hört. Der junge Mann aus der Telekomwerbung war der Grund, weshalb ich auf dieses Konzert aufmerksam wurde. Ich verfolge seine Termine schon eine Weile, denn ich denke, ihn sollte man unbedingt live anhören und ansehen und eines Tages postete er "Support von Jessie J in Hamburg" und ich, die Tickettante, kaufte mir selbst an meinem Arbeitsplatz das Ticket. Jetzt ist es so, dass er Punkt 19:30h auf die Bühne geschickt wird obwohl auf der Karte 20h Beginn steht. Macht aber nix, der Einlass klappt zügig und man hört ja auch hier draußen alles. Und dann bin ich da: Von überall sieht man gut, das runde abgeteilte Gelände mit erhöhter Bühne ist wirklich ein kleiner Luxus mitten in Hamburg. ELI - ich glaub´s kaum - kennen gar nicht alle und wundern sich dass er deutsch spricht :D Ich find´s super, er erzählt ein bisschen und singt seine Hits und auch einen Coversong und etwas Unbekanntes. Hoffentlich hat er bald eine CD, die Stimme ist wirklich besonders.

Es regnet übrigens, aber es gibt Regencapes (Schirme sind verboten) und irgendwann hört der Regen auf und während Jessie Js Konzert gibt´s nur einen leichten Schauer.
Der Konzertbeginn ist wirklich großzügig ausgelegt. Nachdem ELI von der Bühne geht, wird etwa 15min umgebaut und dann passiert - nichts. Eine Playlist aus den 90ern wird rauf und runter gespielt und die Kiddies um mich rum singen trotzdem mit. Ich bin da ehrlich gesagt ein wenig erstaunt aber es ist auch lustig. 20:35h geht´s dann endlich los - Jessie J beeindruckt mit Geschichten aus ihrem Leben und der Liebe zu den Menschen. Sie bittet, die Smartphones runter zu nehmen und die Erinnerung an sie und das Konzert in unseren Herzen zu behalten. Sie erzählt von ihrem Großvater, findet im Publikum jemanden aus China, wo sie einige Monate gelebt hat und berührt sehr mit ihren Worten und der Bitte, sich selbst wichtig zu nehmen.


Das Leben mit Leben zu füllen und gut zu sich zu sein. Anders als bei anderen Konzerten, bei denen ich eher auf die Musik warte und das Reden gern überspringen würde merke ich, Jessie J könnte ich noch ewig zuhören - sie hat etwas zu sagen. Und zu singen. Sie meint, wenn man einen ihrer Songs mitsingt, sollen wir es einfach so singen als ob es für uns sei, wir sollen es uns selbst sagen. Nur bitte nicht so laut mitsingen jetzt beim Konzert, wenn wir wissen dass wir nicht singen können, damit der Nebenmann auch ein bissl was von ihr hat :D Herrlich!
Ich hoffe, sie schreibt mal ein Buch, denn sie ist alles andere als ein Popsternchen. Sie hat wirklich Power und Achtsamkeit in sich.

Sonntag, 9. März 2014

Zitronellas Seifenkiste

Wie das so ist mit Zufällen: Dinge fallen einem zu. Mein Friseur ist neuerdings geschlossen und eigentlich will ich mein Haar ohnehin wachsen lassen. Je länger das Haar, umso gesünder bleibe ich, denke ich mir. Nach fünf Jahren ist die Rückfallwahrscheinlichkeit nach Lymphdrüsenkrebs sehr gering und ich feiere täglich das Leben.
Möchte nicht mehr Haare färben und auch nicht irgendwelche Chemie reinkloppen.
Man findet schon viel bei DM und ich bin eigentlich ganz zufrieden, dachte ich.
Da traf ich auf den Wellnesstagen im Kongresshaus Zitronella. Zitronella heißt nicht Zitronella im wirklichen Leben, aber in meine Rosaglitzerwelt passt der Name, Ihr kennt mich :D
Zitronellas Seifenkiste hat lauter wundervolle Sachen - vor allem aber ein Haaröl, das ich 2x pro Woche am Abend in die Spitzen massiere und - Ihr könnt mir glauben - dann schläft es sich mit dem genialen Duft gleich hundertmal dornröschenbesser.
Da ich schon viele andere Öle ausprobiert hatte, kaufte ich nur ein Fläschchen auf den Wellnesstagen. Sie sind ja sehr ergiebig und man testet sich ja so durch. Doch was soll ich sagen: Ich bin so begeistert von dem Öl, dass ich bei Zitronella gleich nachbestellt habe. Und das geht megaschnell wenn die Post mitmacht.
Hier ist der Link zu Öl, Seifen und mehr: Zitronellas Seifenkiste

Montag, 23. Dezember 2013

adieu 2013 - willkommen 2014

Ich hatte ein unglaublich schönes 2013 und freue mich auf ein 2014, das wie ein Geschenk, ein leerer Kalender vor mir liegt.
Vieles lief dieses Jahr anders als geplant, zum Beispiel hatte ich ab September so viel Arbeit, dass es manchmal nicht mal für einen freien Tag in der Woche reichte, aber ich weiß auch, wie es ist, HARTZ IV zu bekommen, also bin ich dankbar für meinen Beruf, in dem ich zudem mit liebgewonnenen Herzensmenschen zu tun habe, die für mich vor allem Zuhause sind. Darum freue ich mich auch auf die nächsten arbeitsamen Tage.
Ich durfte dieses Jahr zweimal vor die Kamera und war in Paris und Berlin, meine einzigen Ausflüge dieses Jahr - in den Playmobil Funpark habe ich es immer noch nicht geschafft. Das Fotografieren kam zu kurz und ich hätte gerne mehr gelesen. Ich darf jetzt jedoch als Redaktionsmitglied von phenomenelle Filme und Bücher rezensieren, nachdem ich das nur wenige Monate als Gastautorin "geübt" habe.
Mir begegneten neben "unbekannten" Größen Cassandra Steen, Angelika Milster und Elke Heidenreich und ich bekam ein Buch mit Widmung von Paul Maar geschenkt. Für mich alles was Besonderes.
Auch wenn die Zeit wie ein Meer über meine Menschen und mich schwappte und keiner von uns weiß, wo dieses Jahr geblieben ist, ich genieße jede Minute dieses Lebens.
Das Wichtigste jedoch: Ich bin gesund geblieben. 5 Jahre krebsfrei, das ist die magische Zahl, die Grenze, die jeder Krebsi erreichen möchte.
So, und jetzt muss ich kochen :)
Ich wünsche Euch glückliche Weihnachten.


Sonntag, 4. August 2013

Den Krebs habe ich überlebt...

Ich habe Euch mal versprochen, es geht weiter mit Frau Schess´ Geschichte. Mein zweites Buch ist noch nicht ganz fertig, weil immer so viel Neues geschieht, aber in wenigen Wochen erscheint ein Buch, für das ich interviewt wurde.
Schluss mit Kummer, Liebes! von Liebeskümmerer-Agentur-Gründerin Elena Sohn beinhaltet Liebeskummergeschichten und vor allem,  wie wir wieder da rausgekommen sind. 
Ich freue mich so sehr, dass ich dabei sein darf - denn über Liebeskummer spricht man für gewöhnlich nicht. Ist ja peinlich. Man muss ja auch irgendwann mal wieder leben und über was anderes reden. Andere nicht belasten. Und so weiter.

Ihr seid von mir ja nur positives Denken und "Tralala ich bin so froh, dass ich leben darf" gewöhnt.

Ich habe mir jedoch lange Zeit eingeredet, glücklich sein zu müssen. Habe Aphorismen gesammelt und  Mantren auswendig gelernt. Gespürt habe ich nichts. Nur Schmerz und irgendwie das Wissen - ich habe den Krebs überlebt, fühlte mich unglaublich stark - und jetzt kann mich doch verdammt nochmal keine Trennung so runterziehen.
Mein Leben war zum ersten Mal sortiert - bis ich von heute auf morgen verlassen wurde. 

Aber ich war doch gesund. Musste ich da nicht glücklich sein? 
Ich hatte doch Freunde. Musste ich da nicht glücklich sein? 
Ich hatte einen Beruf, kannte die Einsamkeit in Hartz IV. Musste ich da nicht glücklich sein? 
Ich war es nicht - denn meine Zukunft, so dachte ich, war zerbrochen.

Wenige Monate danach erschien mein Buch "Mein Krebs heißt Leben". Und ja, ich war fröhlich und dankbar - denn die Krebszeit kam wieder hoch und ich war ja nun gesund. Und endlich Buchautorin, das hatte ich mir schon als Kind gewünscht.
Zwei Freundinnen überredeten mich, von der Tickettante im Hintergrund vor das Publikum zu wechseln.
Lesung, ich? Ihr spinnt ja.

Die beiden blieben hartnäckig und ein dritter Mensch coachte mich und trat damit in mein Leben auf eine Weise, die ich nie für möglich gehalten hätte. Plötzlich schienen alle Mantren zu stimmen, die Sonne schien heller als jemals zuvor in meinem Leben.
Ich spürte Freude und Glück und nach der ersten Lesung war ich noch euphorischer und glücklicher als nach der "Wasserkocher"-Geburtstagsparty, von der Ihr in meinem Buch gelesen habt.


Dann plötzlich nach 2 Todesfällen einige Monate später eine Erschöpfung, die ich selbst beim Krebs nicht hatte.
Sogenannte langjährige Freunde musste ich verlassen, weil sie mir nicht guttaten.
Manche verließen mich.
Ich hatte mich selbst belogen. Konnte dem Menschen, den ich so sehr geliebt und der mich damals vor über einem Jahr verlassen hatte, nicht verzeihen und alle Trauer kam wieder zurück.
Ich konnte nicht mehr lesen.
Mich nicht konzentrieren.
Die einzige Lösung: Raus in die Natur. Zu sehen, wie schön und vollkommen sie ist. Luft atmen, Sonne mein Gesicht kitzeln lassen und weiterhin denken "was bin ich doch ein glücklicher Mensch".
Die Mantren wieder lesen, verinnerlichen. Entspannungsübungen. Mir immer wieder sagen, nur ich kann mir Sicherheit und Geborgenheit schenken; bin ich in meiner Mitte, kann das Außen mir wenig anhaben.
Gute Gespräche mit Herzensmenschen führen, aber bewusst Alleinzeit einplanen, auch wenn mir anfangs die Decke auf den Kopf zu fallen schien. Ablenkung ist auf lange Sicht nämlich nicht gesund, man funktioniert nur.
Monatelang ging das so. Egal ob andere Menschen mich gut oder schlecht behandelten, egal was in meinem Leben geschah - in der Natur kam ich zu mir und manchmal gab es Vollmondnächte zu zweit, oft aber alleine - seitdem bin ich tatsächlich glücklich. 

Drei Jahre nach der Trennung sagt man mir, ich strahle. Ruhe aus. Glück. So fühle ich mich auch. 
Heute weiß ich, die Trennung war gut für mich. Auch wenn ich von meiner Liebe bis heute nicht wirklich einen Grund genannt bekommen habe, weiß ich den Grund für mich: Ich wäre nie so sehr zu mir gekommen, hätte wohl kaum anderen Menschen einen solchen Platz in meinem Herzen eingeräumt und wäre nicht so grundglücklich geworden.
Menschen machen was mit uns, keine Frage, und ich spreche mich nicht frei davon, glücklicher zu sein weil ich geliebt werde und lieben darf. Aber Freunde, teilweise neugewonnen, teilweise alte, haben einen anderen Wert. Ich fühle mich schneller Menschen nah - und diese mir. Weil mein Herz offen ist. Mein Humor ist wieder da.
Alles, was in meinem Leben wie Gewichte an mir gezogen hat - meine Vergangenheit - ist plötzlich Leichtigkeit.
Ich bin ich. 

Donnerstag, 26. Mai 2011

Das Bild zum Buch 4: Jess auf CD

"Ich passe auf eine ganze CD!!" (Den Zusammenhang findet Ihr relativ am Anfang im Buch:O))

Donnerstag, 19. November 2009

Mein Buch mein Krebs heisst Leben


Eins
Nicht so schön
„Das Ergebnis ist leider nicht so schön“, verzieht die Ärztin das Gesicht, „es wird zwar noch einen Befund geben, aber dieser erste stimmt meistens.“
Wieso bloß gibt es dann zwei bzw. warum warten die den zweiten Befund nicht ab, bevor die mich verrückt machen? Ich bin seltsam klar in diesem Moment, in dem ich auf einem HNO-Behandlungsstuhl in einer Minikabine sitze, in der HNO-Abteilung eines Krankenhauses, in dem ich vor kurzem operiert wurde.
Rechts von mir liegen allerhand Ohren-Instrumente, links an der Wand hängt ein Kinderbuchbild, Aachen bei Belgien steht darauf.
Hä? Achso, es soll ein Reisebüro darstellen. Wohin wird meine Reise gehen?
Die Ärztin ist verschwunden, um in der Stadtklinik in Baden-Baden anzurufen, damit ich dort möglichst schnell eine Computertomographie kriege und nicht wieder hierher nach Karlsruhe kommen muss. Sie erreicht niemanden, kommt zurück und ignoriert beharrlich meine Fragen nach den Heilungschancen, indem sie mich auffordert, das kleine Versicherungskärtchen für die Überweisung herauszusuchen. Ich zerre es aus dem Portemonnaie. Komisch, sonst finde ich in dieser Tasche nie etwas so schnell. Ich schaue wieder das seltsame Bild an, die Ärztin verschwindet erneut, eine andere schaut herein, sie sucht etwas und scheint mich nicht zu bemerken. Vielleicht bin ich unsichtbar?
Jetzt kommen die wirren Gedanken, aber das ist vielleicht auch normal, immerhin habe ich anscheinend Krebs.

Zwei Wochen haben sie mich warten lassen, zwei Wochen, obwohl man auf dem Fax der Klinik deutlich sehen kann, dass der Befund schon zehn Tage alt ist. Wie lange die wohl für den zweiten Befund brauchen?
Plötzlich bin ich wie in Watte gepackt, bekomme alles nur noch wie durch einen Schleier mit – die erste Ärztin erscheint wieder, reicht mir das Kärtchen sowie eine Überweisung und die Telefonnummer der Klinik, weil sie immer noch keinen erreicht hat.
Sie schweigt weiterhin, auch als ich frage: „Aber es ist doch heilbar?“
Sie zuckt mit den Schultern, öffnet eine Mappe – meine Akte – holt eine Faxkopie heraus und drückt sie mir in die Hand. Der Befund.
Dann streckt sie mir die Hand entgegen: „Alles Gute für Sie!“
Aha, ich soll also gehen. Gut, dann mache ich das.
Benommen laufe ich an anderen Patienten vorbei, an Ärzten, durch den Warteraum, das Foyer – ich bekomme von dem, was um mich herum los ist, gar nichts mit.
Draußen dauert es ewig, bis mein soeben eingeschaltetes Mobiltelefon Netzempfang hat. Dann wähle ich sofort die Nummer der Praxis meiner Hausärztin, heulend. Ich haue der armen Arzthelferin ein paar Worte um die Ohren, die Diagnose, die Bitte, einen Termin in der Stadtklinik zum CT zu machen. Als ich merke, dass ich völlig durcheinander und schon bis zur Bahnhaltestelle gelaufen bin – wie bin ich unfallfrei über die Straße gekommen?? – entschuldige ich mich, dass ich so viel auf einmal geredet habe.
Sie ist weiterhin ganz ruhig: „Wir rufen zurück!“
Kaum fünf Minuten später ist meine Hausärztin am Telefon. Ganz ruhig fragt sie nach dem genauen Befund, lässt ihn sich von mir mehrfach vorlesen, fragt: „Steht da wirklich Hodgkin? Oder steht dort Non-Hodgkin?“
„Da steht Hodgkin“, wiederhole ich, lese ihr zweimal vor, was da steht und weiß nicht weshalb, aber ich werde ruhiger, vor allem, als ich ihre Worte erfasse:
„Gut. Sie haben den besseren der beiden Krebse erwischt. Wenn nirgendwo sonst als im Hals etwas ist, haben Sie über 90% Heilungschance.“
Dann folgen noch ein paar organisatorische Sätze, sie wird sich um alles kümmern, dann beenden wir das Telefonat und ich putze mir erstmal die Nase.

Ich steige in die Straßenbahn und will heimfahren. Nein, Moment, ich wollte doch eigentlich Tine, eine Freundin besuchen. Tine, die ich ein halbes Jahr nicht mehr gesehen habe.
Na, tolles Timing. Ich mach´s aber trotzdem.
Auf der halbstündigen Fahrt schicke ich SMS an Freunde, weil ich null mit so einer Diagnose gerechnet habe und eher nebenbei von diesem Montag erzählt hatte.
Rückblick – drei Wochen zuvor glaubte nicht einmal der diensthabende Arzt daran, dass mir etwas fehlt:
„Ich operiere Sie nicht, ohne, dass mir Ihre Blutwerte vorliegen - Sie haben bestimmt nur eine Katzenhaarallergie!“
Der Arzt im Krankenhaus motzt mir ins Gesicht, seine Kollegin ist genauso sprachlos wie ich:
„Bitte? Glauben Sie, ich sitze hier mit meiner Überweisung und den Untersuchungsunterlagen nur zum Spaß, weil ich gerade Zeit hatte? Im Blut ist nichts zu sehen, hat mir meine Hausärztin gesagt, aber sie und mein HNO-Arzt meinten, eine OP sei notwendig, um zu schauen, ob die Lymphknoten befallen sind oder nicht!“
Ich bin müde, seit sechs Stunden zu Voruntersuchungen im Krankenhaus und habe auch Zimmer und somit Bett schon zugeteilt bekommen. Und nun will der Herr Doktor mich nicht operieren. Er lässt sich von niemandem umstimmen, meine Hausärztin hat die Praxis bereits geschlossen und somit packe ich unverrichteter Dinge meine Sachen wieder ein und fahre nach Hause. Da wird einem seit Wochen was von „Wir müssen etwas Bösartiges bloß ausschließen, es ist aber nur ein kurzer Routineeingriff“ erzählt, auf dem Ultraschallbild sehen zwei Ärztinnen vergrößerte Lymphknoten, im Blut ist nichts, ein HNO-Arzt tastet die vergrößerten Lymphknoten und dann will der diensthabende Arzt in der Klinik mich nicht operieren. Okay, wäre ich zu einer Nasen-Schönheits-OP gekommen wie die vielen anderen Patienten, dann wäre er vielleicht netter gewesen, aber so? Also einen Schnitt am Hals, um einen Lymphknoten zu entnehmen, nö, das macht er nicht. Auch nicht, als ich sage, dass ich weder eine Katze besitze noch Kontakt zu ihnen habe.
„Eine Operation bei Ihnen ist so unnötig wie ein drittes Nasenloch“, meint er abschließend zu mir.
Zuhause sitze ich dann da und denke Okay, wenn der mich heimschickt, dann ist wohl auch nichts. Ich geh da nicht wieder hin. Meine Hausärztin überredet mich aber am nächsten Tag, es doch zu tun.
Daran muss ich jetzt denken, während die Straßenbahn durchs Land tuckert.
Drittes Nasenloch, pah!
Ich bekomme Kraft-SMS und Anrufe und bei Tine angekommen trinke ich erstmal einen Schnaps. Das brennt! Die Wärme, die er auslöst, tut gut und passt zu der Ruhe, die ich ganz plötzlich in mir habe. Die Watte um mich herum löst sich langsam auf.


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