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Montag, 13. Juni 2011

Hilfe - Angehörige und Freunde Teil 2

Bei der Lesung wurde mir u.a. die Frage gestellt, wie man als Angehöriger helfen kann. Wie man nicht die falschen Worte sagt und lieber das Richtige tut. Bei mir war es so, dass ich sehr viel Zuspruch hatte und zum Beispiel Besucher "eingeteilt" habe. Ohne Freunde oder nahe Menschen schafft man so etwas nicht. Aber man braucht auch Rückzugsmöglichkeiten. Das Gesicht veränderte sich, ich war erschöpft, super gutgelaunt und im nächsten Moment musste ich weinen. Das wollte ich weder mir noch meinen Herzensmenschen zumuten. Natürlich kann man nicht alles planen, aber für mich war es gut, dass meine Menschen da waren wenn ich sie brauchte, mich aber auch in Ruhe gelassen haben, wenn ich das wollte.
Sprechen - wie im wahren Leben - ist das Wichtigste. Und wenn man dazu zu müde ist, geht immer noch ´ne SMS. Wenn Ihr Angehörige seid, könnt Ihr eigentlich nichts falsch machen, wenn Ihr den erkrankten Menschen weiter an Eurem Leben teilhaben lasst. Ich wollte wissen, ob die Kinder krank sind oder die Arbeit doof. Ganz normales Interesse wie im normalen Alltag, vielleicht sogar ein bisschen mehr, weil das Leben der anderen vom eigenen ablenken kann. Natürlich hilft auch das Sprechen über den Krebs und die Behandlung.
Aber an manchen Tagen möchte man einfach nur in den Arm genommen werden und über andere Dinge reden.

Samstag, 2. April 2011

Hilfe - Angehörige und Freunde


Ein kluger Mann hat einmal gesagt "Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten". Dieser kluge Mann heisst Ludwig Feuerbach und der Satz steht auf einem Lesezeichen, das ich kürzlich geschenkt bekam.
Als ich Krebs hatte, gab es sie: Die wahren Freunde, die Herzensmenschen, die mich nicht im Stich gelassen haben. Die mich aber auch in Ruhe ließen, wenn ich das brauchte.
Bekannten sagte ich es zuerst nicht. Und als sie es erfuhren, half mir ein großer Teil dieses Bekanntenkreises ebenfalls, weitere Ferundschaften entstanden - und so viel Wärme habe ich weder erwartet noch eingefordert. Sie war einfach da, diese Wärme. Oder das Verständnis.
Es gab natürlich auch Freunde, die plötzlich wegbrachen, das vermutlich nicht mitmachen konnten oder wollten. Schmerzhaft, klar. Man nimmt das, was man hat, oft als so selbstverständlich hin, den Alltag, die Freunde. Aber eigentlich ist alles voller Veränderungen und das, was gut ist und bleibt, ein großes Geschenk.
Für jeden Menschen, der in meinem Leben fortgegangen ist, habe ich mindestens einen neuen Freund dazu gewonnen. Die altbekannte Tür, die sich schließt und Tore, die sich öffnen.
Wenn Ihr Krebs habt oder Angehörige seid, überlegt gut, was Ihr tut. Die Krankheit ist zwar präsent, gerade dann, wenn die Haare ausfallen oder man sich schlecht fühlt. Aber Freunde geben Kraft. Angehörige sind wichtig. Einfach wegbleiben hat vielleicht seinen Grund, aber in mir reifte noch während meiner Krankheit der Wunsch, zu helfen, wenn ich gebraucht werde und weiß mittlerweile auch, was es bedeutet, Freund eines (zum Glück mittlerweile ehemaligen) Krebskranken zu sein. Ich behaupte also, beide Seiten zu kennen - und ich weiß, dass man auf beiden Seiten ein Gewinner sein kann: Als erkrankter Mensch habe ich täglich dafür gedankt, dass ich so gute Begegnungen haben durfte (dafür danke ich noch heute).
Als "Helfer" war ich über jeden noch so kleinen Schritt vorwärts glücklich.
Und als gesunder Mensch sind die Freunde und die, die mir erst nach der Krankheit begegneten, umso wichtiger. Denn wer sagt mir, dass es nicht morgen schon vorbei sein könnte? Mit mir, mit einem meiner Herzensmenschen. Das Leben ist wertvoll und das, was es wertvoll macht, sind die Begegnungen, die wir haben. Lebt! Und das ist eine ganz einfach gelebte Weisheit von Eurer
Jess

PS Unter den kostenlosen Broschüren der Deutschen Krebshilfe gibt es auch eine für Angehörige. Diese zu lesen kann wirklich helfen.